Mein Laufen in der Schwangerschaft – Zweites Trimester

Mein Laufen in der Schwangerschaft – Zweites Trimester

Mein zweites Trimester in der Schwangerschaft hätte ich ja sportlich anders gestaltet, wenn bei mir nicht die Let’s Dance Livetour gewesen wäre. In der SSW12 lief ich noch insgesamt 78km in der Woche und dann hieß es erst mal wieder proben und tanzen und da wollte ich mich natürlich erst mal darauf konzentrieren und nicht noch den zusätzlichen Laufstress haben. Immer im Hinterkopf, dass der Körper ohnehin gerade Höchstleistung leistet. Viele Wissenschaftler vergleichen eine Schwangerschaft ja mit einem täglichen 10km-Lauf. Finde den Vergleich etwas übertrieben, aber dass der Körper wirklich mehr als sonst leistet und einem das nach der Schwangerschaft zu Gute kommt, ist unstrittig. Nicht nur, dass unser Blutvolumen ansteigt und wir zwei Herzen versorgen müssen, wir brauchen auch mehr Sauerstoff und durch die Gewichtszunahme muss der Körper natürlich sowohl im Ruhezustand und erst recht gerade beim Sport noch mehr leisten. Ich bin sehr gespannt, wie mein Körper nach der Schwangerschaft drauf sein wird und welche Veränderungen ich erkennen kann. Viele Frauen sind ja nach einer Schwangerschaft im Sport und gerade im Ausdauersport noch mal stärker als je zuvor zurückgekommen und waren viel leistungsfähiger. Da ich jedoch schon auf die 40 rücke, bin ich gespannt, wie das bei mir aussehen wird. Ich habe ja schon vor der Schwangerschaft und die letzten Jahre gemerkt, dass ich nicht mehr so schnell regeneriere wie noch mit 25 Jahren, aber ich werde es auf jeden Fall für Euch testen. Aber jetzt zurück zum Thema …

Laufen war jetzt nur noch Balsam für die Seele

Den ganzen November stand nun die Let’s Dance Livetour an, was wirklich stressiger war, als ich je erwartet hätte: 16 Städte in knapp 20 Tagen. Also Hut ab, vor allen Künstlern, die jedes Jahr auf Tour gehen. Man kommt verhältnismäßig spät ins Bett, kommt nachts schlecht zur Ruhe, da man von dem Auftritt und dem Applaus natürlich noch aufgedreht ist und am nächsten Tag geht’s meistens schon wieder früh in eine andere Stadt. Und obwohl ich nicht mehr so mit der Müdigkeit wie im ersten Trimester zu kämpfen hatte, kam diese natürlich wieder durch den anderen Rhythmus hinzu und ich nutzte wirklich jede Minute im Bus oder sonst wo, in der ich schlafen konnte. Ab und an schaffte ich es noch zu laufen und wenn es auch nur 6km waren. Diese mussten einfach sein, da es mir sonst einfach fehlte und ich direkt merkte, wie sich der Stoffwechsel verlangsamte. So schaffte ich immerhin in der Woche knappe 30km. Vom Tempo her konnte ich immer noch locker unter 5min/km laufen und ich denke, es wäre auch noch schneller gegangen, aber musste ja auch nicht sein. Die Tour, der Stress, der wenige Schlaf, jeden Tag ein neues Hotel, das plante ich schon ein und lief dementsprechend nur noch locker und mit einem niedrigen Puls, sowieso im Schnitt mindestens unter 150 bpm. Also, wer in der Schwangerschaft läuft, sollte sich auf jeden Fall eine gute und genaue Pulsuhr zulegen oder nach wie vor darauf achten, dass man noch gut reden kann beim Laufen. Laufen war jetzt also einfach nur noch Balsam für die Seele und regenerativ. Ende der Schwangerschaftswoche 14 hatten wir ja dann endlich verraten, dass ich schwanger bin und ich war erst mal richtig erleichtert, dass ich nicht mehr lügen musste.

Gerade auch auf der Tour war es abends für mich schwer direkt ins Bett zu gehen und nicht mit den anderen an der Bar mal einen Absacker trinken zu können. Da ich schlecht lügen kann, verdünnisierte ich mich auch immer als Erste nach der Show. Nur mein Tanzpartner Erich Klann wusste, dass ich schwanger war und ging sehr behutsam mit mir um. Wir machten die ganze Tour unsere Hebeübungen und ich konnte auch noch gut meine Bauchmuskeln anspannen. Also, alles kein Problem. Das einzige Problem, was auf mich zukam, waren ab sofort die Kritiker, die anfingen zu meckern, dass man noch so viel Sport machte und und und. Ein paar Wochen zuvor hatte ich eine Bekannte beim Laufen getroffen, die mir sogar erzählte, dass sie in ihrer Schwangerschaft bis zum fünften Monat niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte und auch bis dahin in Ruhe ihren Sport gemacht hat. Schlau würde ich sagen. Bis zum 5. Monat hat man bei mir eigentlich auch keinen wirklichen Bauch gesehen, aber man bildet es sich ein, kann ich rückblickend schon sagen. Noch mal zurück zu den Bauchmuskeln: Die geraden Bauchmuskeln darf man noch bis zur 20. Schwangerschaftswoche trainieren, ab dann sollte darauf verzichtet werden, um eine noch größere Rektusdiastase ( Auseinanderstehen der geraden Bauchmuskeln ) zu vermeiden und vor allem seinem Bauch und vor allem seinem Kind den nötigen Platz zu geben. Also bitte keine Sit-Ups mehr. Planks sind nach wie vor erlaubt und vor allem die schräge Bauchmuskulatur sollte weiter trainiert werden, sie schützt uns stützt sogar den Bauch, den Rücken und das Kind. Diese kann man sogar bis zum Ende der Schwangerschaft trainieren. Gerade im zweiten Trimester fühlen sich Frauen meistens ja am besten und haben am wenigsten mit Übelkeit, Müdigkeit oder anderen Schwangerschaftsbegleiterscheinungen zu kämpfen. Deshalb würde ich jetzt schon jeder Schwangeren raten, genau in diesem Zeitraum noch was für sich zu tun und vor allem für ihren Rücken, der die nächsten Wochen immer mehr zu tragen hat. Ich habe es geschafft mindestens ein- bis zweimal in der Woche meine Rückenübungen zu machen und das war fast noch nicht genug, wie sich zum Schluss meiner Schwangerschaft herausgestellt hat. Also lasst Euch gesagt sein: tut was für Euren Rücken, kräftigt vor allem Eure Brustwirbelsäule und dehnt die Gegenspieler auf. Jetzt geht’s noch. Macht Yoga, tut was für Euch!!! Das ist auch nicht egoistisch, wie mir oft gesagt wurde. Es stimmt wirklich, wenn es Euch gut geht, spürt das Kind das auch.

Mein letzter Wettkampf in der Schwangerschaft

Da ich einen langjährigen Vertrag mit dem Dreikönigslauf in Schwäbisch Hall habe, stand ja sogar noch ein Lauf-Wettkampf über 10km in der SSW 21 an. In meinem letzten Beitrag habe ich dazu kurz berichtet. Ich hätte auch nicht laufen müssen, aber ich hatte einfach keine Lust einfach nur am Rand zu stehen. Schließlich lief ich ja auch noch so im Wald herum, also konnte ich ja auch mitlaufen. Nur musste ich mit angezogener Handbremse laufen, was mir letztendlich schwerer als gedacht fiel. Ich stand nicht alleine an der Startlinie, sondern mit meinem zweiten Herz unter der Brust auf das ich aufpassen musste. Diesen Lauf und was ich an dem Tag erlebt habe, werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Es war wirklich der Moment in dem ich endlich realisiert habe, dass ich ab jetzt nicht mehr die egoistische Einzelkämpferin bin und sein kann, sondern eine Verantwortung zu tragen habe und mein Leben sich grundlegend ändern wird. Und es ist auch endlich an der Zeit und ich freue mich drauf. Veränderungen muss man trotzdem aber erst mal verarbeiten. Der Wettkampf ging los und ich trabte locker mit und hätte deutlich schneller laufen können, aber der Puls war meine Bremse und die Berge musste ich auch hochgehen, sonst wäre der Puls zu hoch gegangen. Wie gesagt, man kann laufen und auch noch lange in der Schwangerschaft laufen, aber man sollte dem Kind nicht den Sauerstoff wegnehmen und deshalb ist gerade die Kontrolle des Pulses das A und O. Ich sah vor mir einige Konkurrentinnen, die ich sonst immer locker geschlagen hatte und ich musste sie jetzt ziehen lassen und es fiel mir wirklich nicht leicht, wie ich zugeben muss. Ich belegte den sechsten Platz in 41:30 Minuten, was für viele ja immer noch unerreichbar ist und einige Männer, die ich hinter mir gelassen habe, fanden es auch nicht lustig, dass ich sogar schwanger noch schneller als sie war. Gut, dafür habe ich ja auch jahrelang nichts anderes als Laufen gemacht, also ist es auch keine Kunst und total normal und damit braucht sich auch keiner zu vergleichen. Nachher bei der Siegerehrung wurde es dann richtig emotional. Ich durfte zwar meinen lieben Mitkonkurrentinnen die Blumen überreichen und viele freuten sich, mich endlich einmal geschlagen zu haben, aber ich war voller Hormone und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ein langjähriger Wegbegleiter und Förderer von mir bekam das mit und meinte nur „Mocki, Du musst jetzt endlich mal erwachsen werden!“. Recht hatte er und das wird auch noch ein Prozess in meiner Zukunft werden. Denn das Lied von Peter Maffay passt wie die Faust auf‘s Auge zu mir: „Ich wollte nie erwachsen sein!“. Ich philosophiere und überlege ja schon jahrelang über meine und auch über die Beweggründe vieler andere Läufer, warum sie eigentlich laufen und oft und immer wieder komme ich zu der Erkenntnis, dass viele auch vor etwas weglaufen, aber dazu sollte ich mal einen eigenen Blog schreiben. Ich drifte ja eh schon wieder ab hier. Aber wenn ich endlich mal schreibe, dann ist es wie beim Laufen, ich finde kein Ende und komme weit vom Thema ab. Generell gibt es aber auch viele Beiträge zum Thema „Laufen und Sport in der Schwangerschaft“ und meiner ist einfach gefüllt mit meinen Erlebnissen und Emotionen. Ich finde, keine Schwangere sollte sich auch zu sehr mit einer Leistungssportlerin vergleichen und beschäftigen und trotz allem glaube ich sogar, dass manche Hobbysportlerin auch im zweiten Trimester mehr trainiert hat als ich.
Als ich nach diesem Wettkampf abends im Bett lag, konnte ich nicht direkt einschlafen, da mein Kind in mir gefühlt noch weiterlief und auch die ganzen Emotionen von mir mit verarbeiten musste und ich hatte ihm gegenüber ein regelrecht schlechtes Gewissen und wusste, locker laufen ist ok, aber dieser ganze Jubel und Trubel muss nicht mehr sein. Also war es gut, dass dies der vorerst letzte Wettkampf war.

In der Schwangerschaft sollte Sport ein Kann, aber kein Muss sein!

Als Leistungssportlerin, die 20 Jahre nur vom Sport und Leistung gelebt hat, gab es für mich früher kein Müde und keine Ausreden beim Training und es musste durchgezogen werden und oft auch überzogen. Deshalb gibt es keinen besseren Zeitpunkt als in der Schwangerschaft endlich mal auf die Signale seines Körpers zu hören. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und so habe ich es auch im zweiten Trimester der Schwangerschaft gehandhabt. Ab dem Lauf in Schwäbisch Hall bin ich in der Woche zwischen 40 und 50 Wochenkilometer gelaufen, keine längeren Distanzen mehr als 12km mehr und einfach nur im Wohlfühlmodus. Herrlich. Ich finde auch, dass man sich da keinen Druck von außen machen sollte und was andere machen und tun und in den sozialen Medien posten, kann man hinnehmen, aber man sollte sich nicht vergleichen und auf sich und vor allem in sich hinein hören. Immer wenn ich mich schon früher mit anderen Frauen im Wettkampf oder im Training verglichen habe, ging vieles mehr in die Hose, als wenn ich bei mir geblieben wäre und so sollte man das auch oder erst recht in der Schwangerschaft handhaben.
Ich fand es auch endlich mal befreiend zu sagen, dass man nicht trainieren geht, weil man müde ist. Fertig. Für mich als Wettkämpferin ist es auch schwierig motiviert zu bleiben, wenn man erst mal kein Ziel vor Augen hat. Ich sage auch ganz ehrlich, wenn ich mir nach der Schwangerschaft nicht irgendwann wieder ein Ziel suchen würde, würde ich in der Woche vielleicht alle zwei bis drei Tage meine Laufschuhe schnüren und bestimmt nicht mehr jeden Tag und erst recht auch nicht mehr zweimal am Tag. Ich finde man muss richtig Lust auf Sport haben und es muss einem regelrecht fehlen, als wenn man sich dazu zwingt.
Dass gerade Ausdauertraining einem in der Schwangerschaft zu Gute kommt und einen positiven Effekt hat, muss ich aber schon betonen. Man trainiert ja sogar das kleine zweite Herzchen mit und macht auch dieses schon leistungsfähiger, als wenn man gar nichts macht. Nach zwei Ruhetagen habe ich aber auch gemerkt, dass mein ohnehin schon niedriger Blutdruck noch mehr in den Keller sackt, deshalb musste ich dann auch wieder was machen. Ende Januar waren wir noch Skilanglauf fahren, was eine super Alternative und vor allem noch gelenkschonender als Laufen ist. Aber Alternativen gibt’s ja auch wirklich genug. Ob man radelt, auf den Cross-Trainer geht oder im Wasser joggt, alles besser als nur auf der Couch.

Im zweiten Trimester habe ich insgesamt 7,5kg zugenommen und das habe ich dann auch beim Berghochlaufen gemerkt und bin die Berge dann auch vermehrt hochgegangen, damit der Puls nicht zu hoch geht oder ich habe mich direkt auf eine flache Strecke begeben. Wie gesagt, im zweiten Trimester geht noch mehr als ihr denkt, also genießt es.
Zum Thema Gewicht könnte ich hier jetzt auch noch mehr schreiben, z.B. wie sich damit manche Frauen duellieren, aber das kommt dann in meinem nächsten Blogbeitrag zum dritten Trimester. Nur kurz, jeder ist anders, bleibt bei Euch und lasst die Leute reden.
In diesem Sinne
Eure Mocki

Mehr Lesestoff von mir findet Ihr hier:
www.fitness-laufbuch.de